Wer sich auf den kleinen Straßen durch das Bodensee-Hinterland zehn Kilometer nördlich von Sipplingen schlängelt, der wird wohl kaum damit rechnen, dass dort Kaffee auf den Feldern der Bioland-Betriebe Kelly und Warnke wächst. Doch wer hier an Bohnenkaffee der Sorte “Arabica” denkt, der liegt falsch, da dieser ja vornehmlich in Höhenlagen zwischen 900 bis 2.000 Metern wächst und kaum Frost verträgt. Der Kaffee, der hier am Bodensee wächst, wird aus den reifen Samen der Süßlupine gewonnen, “Lupinello” wurde dieser Lupinenkaffee getauft.

Jeder Schritt, vom Säen der Lupinenpflanzen bis zum finalen Verpacken des gemahlenen Lupinenkaffees, findet direkt vor Ort statt. Nach der Ernte werden die Samen gereinigt und zunächst gelagert, damit der gemahlene Lupinenkaffee möglichst frisch ist. Anschließend werden die Samen in einem großen Ofen geröstet, gemahlen und zuletzt verpackt. Vor dem Rösten werden die Bohnen noch einmal händisch nach Fremdkörpern durchsucht. Schließlich wird der Lupinenkaffee an zahlreiche Verkaufsstellen und an Endkunden versandt, die über den eigenen Online-Shop bestellen. Der Kaffee vom Bodensee kommt besonders in der Region an – so verkaufen die Händler hier bedeutend mehr von ihm, als von vergleichbaren Produkten aus entfernteren Anbaugebieten. Nicht nur der Röstvorgang ist auf dem Biolandhof Kelly Handarbeit, auch das Etikett der Verpackungen wurde von der Landwirtsfamilie selbst entworfen.

Vor einigen Jahren schien es zunächst nicht so, dass auf diesem Hof jemals eine kleine, eigene Kaffeeproduktion starten würde. Die beiden erwachsenen Kinder von Josef und Johanna Warnke wollten den Hof nicht übernehmen und wählten andere Berufsfelder. Lange suchten die Eltern nach Nachfolgern für ihren über viele Jahre aufgebauten Hof. Nach längerer Suche entschied sich die Tochter Linda Kelly schließlich doch, mit einzusteigen, um den Hof in der Familie zu behalten. Die 300 Hektar Fläche wurden aufgeteilt.
Noch vor zehn Jahren sah die gesamte Situation des Hofes ganz anders aus. Die Familie Warnke fühlte sich in der konventionellen Bewirtschaftung durch zahlreiche Vorgaben eingeschränkt. Ihre Fähigkeiten als Landwirte waren kaum gefordert und auch wirtschaftlich war die Zukunft nicht gerade vielversprechend. Insbesondere der Blick auf eine weitere Öffnung der Europäischen Union und eine Schwemme des deutschen Milchmarktes erforderten Veränderungen. Warnkes entschieden sich nach langem Abwägen für eine Umstellung auf biologische Landwirtschaft, die Milchviehhaltung gaben sie auf. Nach einer schwierigen Umstellungsphase blicken sie heute mit einem guten Gefühl auf die Entscheidung zurück. Diese betraf nicht nur die Art der Bewirtschaftung, sondern auch die angebauten Kulturen selbst.
Heute ist nicht nur der Lupinenkaffee etwas besonderes auf diesem Hof: Josef und Johanna Warnke bewirtschaften 240 Hektar als Acker- und Grünland mit verschiedensten Kulturen. Neben üblichen Kulturen wie Speisegetreide, Ackerbohnen, Mais und Sonnenblumen, wachsen auch Öllein zur Ölgewinnung, das sogenannte Elefantengras “Miscanthus”, Buchweizen für pflanzliche Drinks und natürlich die Süßlupinen für den Kaffee auf den weitläufigen Feldern.

Tochter Linda Kelly hat sich neben dem Anbau von Heu für Pferde auf die Vermarktung der eigenen Produkte spezialisiert: Lupinenflocken, Heu aus der Dose und Lupinenkaffee. Dieser liegt ihr besonders am Herzen. Der direkte Kontakt und die positiven Rückmeldungen der Kunden sind eine Bestätigung für eine sinnvolle Arbeit und die Qualität des Kaffees.
“Wir machen alles selber, auch wenn es sehr zeitaufwendig ist. Ich bekomme so viel gutes Feedback von Kunden, die mir erzählen, wie gerne sie meinen Kaffee trinken, dann ist das verpacken der Pakete vielmehr Freude als Arbeit. Es ist mir auch wichtig, diesen Kontakt zu haben, denn es zeigt mir, dass sich die Arbeit lohnt.”
Da der Lupinenkaffee vom Bodensee kein Koffein enthält, ist er besonders geeignet für Menschen mit empfindlichem Magen. Auch geschmacklich steht er einem Bohnenkaffee in nichts nach, wobei sich über Geschmack bekanntlich streiten lässt. Auf jeden Fall ist er ein Produkt aus biologischem Anbau, handwerklich hochwertig verarbeitet und lokal verkauft. Ein wirklich nachhaltiger Genuss.
“Landwirtschaft ist sicher kein Job für jedermann. Neben dem Willen, hart zu arbeiten, muss man eine große Offenheit für Veränderung haben und mit Rückschlägen umgehen können. Wenn man jeden Tag die Kühe melken muss, dann muss man bereit sein, auf Urlaub weitestgehend zu verzichten. Wir haben uns für die Direktvermarktung unserer Produkte entschieden und werden auch sehr wahrscheinlich Ferienwohnungen weiter ausbauen, da der Tourismus auch im landwirtschaftlichen Bereich immer wichtiger wird und wir dadurch auch andere Menschen an der schönen Landschaft hier teilhaben lassen können. Als biologischer Betrieb arbeiten wir nachhaltig und sehen positiv in die Zukunft.”

Sie möchten den Lupinenkaffee “Lupinello” probieren und damit Direktvermarktung und Biolandbau fördern?
>>> Hier geht es zum Online Shop des Biolandhof Kelly!
00:00 Vorstellung Biolandhof Warnke
00:32 Die Gründe für die Umstellung auf biologischen Anbau und die Herausforderungen der Umstellung
02:20 Betriebszahlen und Kulturen
03:46 Vorstellung Biolandhof Kelly und die Vermarktung und Entwicklung des „Lupinello“ Lupinenkaffees
05:30 Wie haben Sie herausgefunden, dass ein Markt für Lupinenkaffee besteht?
06:13 Wo finden Sie Kunden für Ihren „Lupinello“ Lupinenkaffee?
06:50 Welche Herausforderungen haben sich bei Ihnen bei der Umstellung auf Bioland-Anbau ergeben?
08:25 Futter-Dünger-Kooperationen mit Geflügelbetrieben um den Kreislauf zu schließen
10:08 Was wurde im Betrieb bei der Umstellung auf die biologische Bewirtschaftung geändert?
11:15 Ist der Anbau von Sonderkulturen wie Lupinen, Leinsaat, Elefantengras und Buchweizen eine positive Herausforderung?
11:55 Welche Schwierigkeiten ergeben sich beim Management einen vielschichtigen Betriebes wie Ihrem, mit Produkten von Speisegetreide, Mais, Sonnenblumen, zu Blumenwiesen, Kleegrasanbau, Pferdeheu und Lupinenkaffee in der Direktvermarktung?
12:36 Wie haben Sie den Vertrieb Ihrer Produkte über das Internet begonnen?
13:30 Zehn Jobs für eine Person – Wir versuchen es so weit wie möglich selber zu machen
14:20 Mehrere Generationen auf einem Hof: Vorteile und Nachteile
15:04 Erfahrungen aus dem laufenden Hofübergabeprozess
17:16 Zwei getrennte Betriebe, die miteinander und füreinander arbeiten
18:08 Das Wichtigste bei der Übergabe: Kompromissbereitschaft
19:15 Wie viele Mitarbeiter gibt es auf Ihren Betrieben?
19:36 Welche Eigenschaften muss ein Betrieb heutzutage haben, um wirtschaftlich bestehen zu können?
21:03 Wie betrachten Sie die Entwicklung hin zu Dienstleistungen für den Tourismus anstatt der Lebensmittelproduktion in der Landwirtschaft?
23:52 Glauben Sie, dass Direktvermarktung eine gute Möglichkeit ist, sich unabhängiger von Großhändlern und dem Weltmarkt zu machen?
24:26 Wir packen und versenden selber – der direkte Kontakt zu den Kunden ist uns wichtig
26:03 Warum haben Sie sich damals, bei der Umstellung auf den biologischen Landbau, für einen Anschluss an den Anbauverband „Bioland“ entschieden?
26:33 Hat sich durch den Anschluss an den Anbauverband mehr Zusammenarbeit mit Kollegen ergeben?
27:10 Wie soll sich Ihr Betrieb in den nächsten zehn Jahren weiter entwickeln?













Sie möchten den Lupinenkaffee “Lupinello” probieren und damit Direktvermarktung und Biolandbau fördern?
>>> Hier geht es zum Online Shop des Biolandhof Kelly!
Yes! We Can Farm wird als Projekt nicht mehr weiter geführt. Sie finden meine Dienstleistungen jetzt unter Grünes Wachstum.
