Heimatliebe Unverpackt – Unverpackt einkaufen in Markdorf

Neben dem überregional bekannten Theaterstadel und einigen historischen Bauten hat das 13.000 Einwohner Städtchen Markdorf nicht viel Aufregendes zu bieten. Im Gegenteil: in dieser Mischung zwischen Dorf und Stadt ist das Leben ruhig und beschaulich. Geschäfte gibt es hier, wie sonst auch, die üblichen Supermärkte und Discounter. Doch an manch einem Samstag machen sich Besucher von weiter her auf den Weg, von Vorarlberg über Radolfzell, Konstanz, Ravensburg und Friedrichshafen. Denn in Markdorf gibt es den einzigen “Unverpackt” Laden weit und breit. Solche Geschäfte sind im Süden Deutschlands sonst nur in größeren Städten wie München, Stuttgart oder Heidelberg zu finden.

“Heimatliebe Unverpackt”, so heißt die Kombination aus Lebensmittelgeschäft und Cafe, welche von Simone Keller im September 2016 eröffnet wurde. “Unverpackt” bedeutet, dass in diesem Geschäft auf unnötige Verpackungen bei Lebensmitteln, Kosmetik und Geschenken verzichtet wird. Wer im normalen Supermarkt einkauft, bringt jede Menge Plastikmüll mit nach Hause – 212 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf pro Jahr. Mit einem Landwirt verheiratet, träumte Simone Keller schon lange von einem Hofladen. Nach ihrer “Kinderpause” suchte sie eine neue Beschäftigung. Der Standort im Deggenhausertal war für einen Hofladen zu ländlich, so machte sie sich auf die Suche nach einem geeigneten “Lädchen”. Eine Immobilie in Markdorf fiel ihr in’s Auge und war auch nach längerem Abwägen noch zur Verfügung.

Für Simone Keller war klar, dass sie mit einem reinen Hofladen nicht genug Kundschaft anziehen würde. Auf der Suche nach einem spannenden und innovativen Konzept stieß sie in einer Zeitschrift auf einen Artikel über den “Unverpackt” Laden in Kiel. Das Konzept überzeugte sie, ihren eigenen Laden nannte sie “Heimatliebe Unverpackt” und kombinierte das Ganze mit einem Cafe. Heimatliebe nicht nur, weil sie ihre Heimat hier am Bodensee liebt, sondern auch, weil das unverpackte, plastikfreie Einkaufen diese vor Umweltverschmutzung und Verpackungsmüll schützt.

Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass Simone Keller als gelernte Architektin am Werk war. Mit viel Liebe zum Detail wurde der Laden gestaltet, die Lebensmittel in den Schütten sind hygienisch gut verschlossen und laden zum Entdecken von Farben, Formen und Vielfalt ein. Das Cafe bietet sich zum Verweilen an und verführt, Neues zu probieren – ob Schokolade mit Mango, einen fruchtigen Smoothie oder Sesambrezeln. Hier lässt es sich zwischen Erledigungen in der Stadt gut verweilen und die gemütliche Cafe-Bar lädt dazu ein, sich auf einen Schwatz zu treffen; “ein netter Laden mit Herz”, wie es Simone Keller selbst formuliert. Qualität ist Simone Keller dabei sehr wichtig, es gibt Kaffee aus Italien und heiße Schokolade mit richtigem Kakaopulver.

Schönes Design, plastikfreies einkaufen
Näher treten und die Vielfalt entdecken, dazu lädt das Café ein!

Das Sortiment besteht zu großem Teil aus Bio-Produkten oder Lebensmittel aus regionaler Produktion. So kommen die Eier aus Heiligenberg, ihr Gemüse, wenn saisonal möglich, vom Nachbarhof und das Waschmittel von Sonett aus dem Deggenhausertal, um nur einige Beispiele zu nennen. Da sie Produkte in großen Mengen, ohne Umverpackung und möglichst direkt vom Erzeuger oder Importeur kauft, sind ihre Bio-Produkte auch vergleichsweise günstig und können preislich mit denen im Supermarkt mithalten.

Doch “unverpackt” verkaufen ist schwieriger, als Simone Keller zunächst annahm. Einfach ist es bei Obst und Gemüse, welches im Supermarkt oft nur aus dem Grund einzeln verpackt ist, um konventionelle und biologisch erzeugte Ware zu unterscheiden. Doch Verpackung erfüllt auch einen anderen Zweck: die Ware ist hygienisch eingepackt und kann direkt in den Einkaufswagen gelegt werden. Außerdem sind viele Lebensmittel abgekocht oder pasteurisiert und dürfen nicht mit Luft in Verbindung kommen. Doch wer kreativ ist, der findet Lösungen.

Statt Zahnpasta gibt es Zahnputzpastillen, Wurst gibt es in getrockneter Form als Salami, Käse schneidet Simone Keller für die Kunden und gibt ihn direkt in eine mitgebrachte Box und die Milch wird in bepfandeten Mehrwegbehältern verkauft. Zu kaufen gibt es alles, was man an Basics in der Küche so braucht; von Getreide über Müsliflocken, Trockenfrüchten zu Essig und Öl, Brotaufstrichen, Saucen, Fruchtgummi, Schokolinsen, Schokolade, Milch, Joghurt, Butter Käse, Gewürzen, Salz, Zucker und Kosmetik wie Seifen, Shampoo, Zahnseide, Reinigungsprodukte und Waschmittel und auch das ein oder andere Feinkostangebot wie Leinöl von “die ölkooperative” Hellmond aus Ravensburg oder Bauernbrot aus eigener Herstellung gehören zum Angebot. Zusätzlich gibt es ein Angebot an verschiedensten Mehrwegbehältern wie Glasflaschen, Mehrweg-To-Go-Becher und Weckgläser. Rund 250 Produkte hat Simone Keller in ihrem Laden.

Markdorf Kosmetik Naturkost einkaufen

Natürlich ist auch der Einkauf etwas aufwendiger als im Supermarkt. Wie läuft ein solcher Einkauf nun ab, wenn die Ware lose ist? Im Idealfall bringt der Kunde seine eigenen Behälter mit. Ob Gläser, Plastikdosen oder Stoffbeutel ist dabei jedem selbst überlassen. Jeder Behälter wird eingangs gewogen und das Gewicht darauf vermerkt. Dann können die Behälter gefüllt werden. Nach dem füllen werden die Behälter wieder gewogen und das Eigengewicht der Behälter wird abgezogen, daraus ergibt sich das Gewicht der Waren. Lose Waren einzukaufen bedeutet nicht nur, dass dabei weniger Verpackungsmüll entsteht, sondern auch, dass wir genau soviel einkaufen können, wie wir benötigen und somit auch weniger Lebensmittel wegwerfen.

Fair möchte Simone Keller nicht nur zur Umwelt sein. Dem alteingesessenen Bioladen vor Ort möchte sie keine Konkurrenz machen, daher führt Keller nur wenige Getränke, obwohl diese Produkte einfach “unverpackt” in Mehrwegflaschen zu verkaufen wären. Mit ihrem hausgemachten Bauernbrot besetzt sie in Markdorf eine Nische, denn ein solches Brot ist dort, trotz der Vielzahl an Bäckereien in der Straße – sechs an der Zahl -, schwer zu finden, daher ist es fast immer schon vormittags ausverkauft. Ihr Sortiment rundet Simone Keller mit handwerklich hergestellen Geschenken, Postkarten, umweltverträglichen Brotdosen und ausgewählten Büchern ab.

Es dauerte einige Monate, bis die Markdorfer sich mit diesem neuen Konzept angefreundet hatten. Neben den Kunden der ersten Stunde, die sich schon lange auf einen “Unverpackt” Laden in ihrer Region gefreut haben, kommen nun auch gerne ältere Menschen, die hier kleine Mengen mit persönlicher Beratung einkaufen können, genauso wie junge Menschen, die gerne regional einkaufen und ab und an auch eine Mutter, die von ihrer Tochter hier her geschickt wurde. Gerne hilft Simone Keller beim Abfüllen der Waren und versucht dabei, den Einkauf so einfach wie möglich zu machen. Und für ganz spontane Einkäufer gibt es ausnahmsweise auch mal eine Papiertüte.

Gute Ideen können sich nicht nur in Großstädten durchsetzen, das zeigt Simone Keller. Ihr Geschäft “Heimatliebe Unverpackt” lädt dazu ein, sich Gedanken darüber zu machen, was wir mit unserem Konsum bewirken und dass mehr geht, als keine Plastiktüten mehr im Supermarkt zu kaufen. Unverpackt einkaufen ist gar nicht so schwer, und sogar bei uns vor der Haustür möglich!

Yes! We Can Farm wird als Projekt nicht mehr weiter geführt. Sie finden meine Dienstleistungen jetzt unter Grünes Wachstum.