Mit Landwirtschaft hatte Harald Quint nichts zu tun, früher war er Bänker und Jurist. Doch das machte ihn nicht mehr glücklich, denn wie sagte sein Großvater; “Lewer en lütt Herr as en grot Knecht” (Hochdeutsch: Lieber ein kleiner Herr, als ein großer Knecht). Er kaufte sich den Hof “Vogelfängerkaten” und sattelte um auf Obstbauer. Auf seinen Streuobstwiesen und Plantagen wachsen jetzt über hundert verschiedene Sorten Äpfel, Birnen, Pflaumen und Mirabellen. Auch Geflügel (Enten, Gänse und Hühner) hält er dort, welches das Fallobst frisst und dadurch den Befall durch Schädlinge verringert. Bei der Geflügelaufzucht und beim Obstanbau arbeitet der Betrieb nach Bioland-Kriterien und produzieret nach biologischen Richtlinien. Sein Hobby ist die Wildbienenzucht, die er zur Bestäubung seiner Plantagen einsetzt.
Monat: Januar 2016
Aquaponik: Ein vorbildliches System
Aquaponik bezeichnet ein Verfahren, das Techniken der Aufzucht von Fischen in Aquakultur und der Kultivierung von Nutzpflanzen in Hydrokultur verbindet. Der Vorteil dabei ist, dass die Nährstoffe einen geschlossenen Kreislauf haben; die Ausscheidungen der Fische werden als Nährstoffe für die Pflanzen verwendet, die das Wasser wiederum so reinigen, dass es wieder den Fischen zugeführt werden kann. Diese Anbaumethode bietet den Vorteil, dass sie auch für urbane Räume geeignet ist. So ist es kein Zufall, dass die beiden führender Anbieter solcher Systeme für den kommerziellen Gebrauch ihren Sitz in Berlin (ECF Farmsystems) und Zürich (UrbanFarmers) haben.
Gewachsene Möbel: Full Grown
Der britische Designer Gavin Munro “pflanzt” mit seiner Firma “Full Grown” Möbel, die auf einem Feld in einem Stück wachsen. Scherzhaft nennt er sein Unternehmen auch eine “Furniture Farm”. Gavin pflanzt Bäume und bringt die jungen Zweige in die gewünschte Form, indem er sie um spezielle Gestelle windet: “We graft them together in order to make a good, strong structure an then we let them grow for another few years to thicken up.” Ein Stuhl wächst zwischen vier und acht Jahren, je nach Baum, bis er geerntet werden kann. Danach wird das Holz getrocknet, geschliffen und leicht bearbeitet. Momentan liegt der Preis für einen Stuhl bei 2.500 britischen Pfund, eines Tages möchte der Designer jedoch, dass sich jeder einen solchen Stuhl leisten kann. Auf DRadio Wissen kann man sich ein informatives Interview mit Gavin Munro anhören! (Laufzeit ca. 7 Minuten)
Gans im Glück die ernte-mich Streuobstwiese mit Gänsehaltung
Im März 2014 gründete der 28 jährige Richard Hagedorn das Unternehmen “ernte-mich“, welches individuellen Gemüseanbau mit einer Streuobstwiese kombiniert. ernte-mich vermietet vorbereitete Gemüsebeete in einem gemütlichen Umfeld. Schon einen Teil der Erstausstattung des Grundstückes mit Gewächshaus, Bäumen, Sträuchern, Saatgut, Vogelhäusern, einer Kompsttoilette und Gartengeräten hat er über eine Crowdfunding Aktion finanziert. Ddamals sammelte er 12.635€.
Neben dem Obst- und Gemüsebau plant er für die Saison 2016 Weihnachtsgänse auf einer angrenzenden, zukünftigen Streuobstwiese von 4000m² zu halten. Um die Pflanzung der Bäume, das anlegen von Teichen, die Errichtung eines Zaunes, des Stalls und die Anschaffung der Tiere zu finanzieren, entschied er sich wieder für eine Crowdfunding Aktion namens “Gans im Glück” – erfolgreich sammelte er 7.335€ auf startnext!
Zukunftsstiftung Landwirtschaft: Saatgutfonds
Seit den 1920er Jahren findet eine zunehmende Monopolisierung der Pflanzenzüchtung durch Privatunternehmen statt, welche sich überwiegend an den Ansprüchen und Praktiken der konventionellen Landwirtschaft orientieren. Durch die Verwendung von Methoden wie der Hybridzüchtung oder gentechnischer Verfahren liefert das Saatgut maximale Erträge und uniform aussehende Früchte.
Da diese Hybridsamen nicht samenfest sind, das bedeutet, dass Pflanzen, die aus Samen dieser Pflanzen gezogen werden, nicht die gleichen Eigenschaften haben, sind die Landwirte davon abhängig, sich jedes Jahr neues Saatgut von den großen Herstellen zu beziehen, obwohl sie es selbst auf ihrem Feld anbauen. Auch sind die meisten dieser Sorten nicht für den biologischen Anbau geeignet. Sie so haben zwar meist höhere Erträge, brauchen aber auch fast immer einen hohen Anteil an Kunstdünger und sind sehr anfällig für Krankheiten, die im konventionellen Anbau mit chemischen Fungiziden behandelt werden.
EDAPRO – Start-Up für Komposttee Brauanlagen
Was haben ein konventioneller Golfrasen und ein konventioneller Acker gemeinsam? Einen hohen Bedarf an Pestiziden und Fungiziden. Der Umweltingenieur (Absolvent der ZHAW) und passionierte Golfer Ludwig Glöcklhofer fragte sich, ob diese Behandlung in Form chemisch erzeugter Pestizide und Fungizide nötig ist. Er recherchierte, wie der Golfrasen früher behandelt wurde. Dabei stieß er auf “Komposttee”, eine wässrige Lösung voll von nützlichen Mikroorganismen, die aus dem Kompost extrahiert und vermehrt werden. Die Herstellung von Komposttee geschieht durch aerobe (mit Sauerstoffzufuhr) oder auch anaerobe (ohne Sauerstoffzufuhr) Prozesse, jedoch ist meist die aerobe Herstellung gemeint.
Dokumentarfilm: Das Wunder von Mals
Über die Crowdfunding Plattform startnext hat der Dokumentarfilmer Alexander Schiebel 13.390€ gesammelt, um den Film “Das Wunder von Mals” zu finanzieren. In diesem Film geht es darum, wie sich die Apfel-Monokulturen im Oberen Vinschgau in Südtirol weiter ausbreiten – und ein biologischer Anbau durch den Abdrift der Pestizide, insbesondere im Talkessel des Dorfes “Mals” unmöglich wird. Weil eine staatliche Filmförderung bei einem solch kritischen Thema meist nicht möglich ist, entschied er sich für eine Finanzierung über die Crowd, was auch einen guten Marketingeffekt hatte. Über das Projekt berichteten unter anderem die Zeitschrift Schrot&Korn und das Oya Magazin. Die Unterstützer erhielten als Dankeschön eine DVD des Filmes. (Videolaufzeit: 6 Minuten)
Landwirtschaft 2.0: die Orangen von Carmen (Naranjas del Carmen)
Nicht nur Thomas Schumacher vom Haettelihof hat sich das Konzept der Patenschaften zur Finanzierung seines Betriebes zu nutzen gemacht. Auch Naranjas del Carmen ist ein Beispiel dafür. Wobei die Brüder nicht nur etwas ganz anderes anbauen, nämlich Orangen, sondern diese auch noch über das Internet vertreiben. Vom Bauern direkt zum Kunden – in ganz Europa!
Im Jahr 2010 entschieden sich die Brüder Gabriel und Gonzalo, damals 27 und 24 Jahre alt, den Betrieb der Orangenplantage ihres Großvaters wieder aufzunehmen. Seit seinem Tod befand sich dieses Stückchen Land in einem sich ständig verschlechternden Zustand. Auch merkten die beiden während ihrer Auslandssemester, wie schlecht der Geschmack der Orangenfrüchte außerhalb ihrer Heimat Spanien war. Mit wenig Geld aber viel Elan und Herz brachten Sie die Plantage wieder auf Vordermann. Doch sie wollten an die Sache anders herangehen als bisher: sie wollten ihre Orangen über das Internet vertreiben und dabei die Mittelsmänner umgehen. Die nötige Erfahrung brachten sie mit: der Ältere ist aus dem Fachbereich des industriellen Designs und der Jüngere aus der Welt der Logistik.